Ein Blick hinter die Kulissen des Messengers - Vortrag und Diskussion
Eine berüchtigte Einkaufsmeile für Drogen, eine Fake-News-Schleuder und Hassmaschine: Telegram ist eine Mischung aus Facebook, Whatsapp und dem Darknet. Der Messenger hat mutmaßlich mehr als eine Milliarde Nutzer:innen und viele Fans. Allerdings auch viele Gegner. Telegram hat seinen Sitz nicht wie die meisten großen Onlinedienste in den USA, sondern in Dubai. Dass er mit Behörden gar nicht oder nur widerwillig zusammenarbeitet, ist ein großer Kritikpunkt von Politikern. Genutzt wird der Messenger gleichermaßen von militanten Nazis, rechten Influencern und Terrorgruppen.
Die Verhaftung des Telegram-Gründers Pawel Durow im Spätsommer 2024 feierten daher viele als fast epischen Sieg des Guten gegen das Böse. Doch das greift zu kurz. Denn auch Menschenrechtsgruppen und Klima-Aktivist:innen nutzen den Dienst. Weltweit ist Telegram ein unverzichtbares Werkzeug für Bürgerrechtler und Oppositionelle in autokratischen Systemen – deswegen wird Telegram von antidemokratischen Regierungen oft und gerne zensiert.
In seinem Vortrag beleuchtet Stefan Mey diese Aspekte und schaut hinter die Kulissen: Wie sehen die Mehrheits- und Machtverhältnisse bei Telegram aus und wie finanziert sich der Messenger? Ist er „gut“ oder „böse“ oder sehr viel dazwischen? Wie anonym und unabhängig ist Telegram tatsächlich? Und wie lässt sich der Messenger trotz aller Probleme sinnvoll nutzen?
Stefan Mey hat Soziologie und Medienwissenschaften studiert und ist als freier Technologiejournalist und Buchautor tätig. Er hat ein Sachbuch über das Darknet geschrieben («Darknet: Waffen, Drogen, Whistleblower») sowie über die nichtkommerzielle Digitalwelt («Der Kampf um das Internet»).