Euphorisch jubelten die drei Jungs vom Pestalozzi-Gymnasium in Dresden. Einer von ihnen riss das winzige Einhorn in die Höhe und zeigte es stolz in die Runde. Das Publikum applaudierte brav. Mit der Verleihung des Publikumspreises, einem winzigen von Hand beklebten Glitzereinhorn, endete der Erklärfilmwettbewerb. Der Saal war mit rund einhundert Schülerinnen und Schülern und ein paar wenigen Erwachsenen gut gefüllt. Kurze Erklärvideos erfreuen sich steigender Beliebtheit, Ziel ist es, komplexe Sachverhalte in wenigen Minuten zu erläutern.
Vierundvierzig Teams aus ganz Sachsen hatten sich um die Erklärbären in Gold, Silber und Bronze beworben. Fünfzehn Beiträge kamen in die engere Auswahl und wurden am Abend gezeigt. Die Schüler der Klassenstufen 9 bis 12 waren aufgerufen, in kurzen Videos ein politisches Thema zu erklären. Dabei waren sie in der Wahl ihrer Mittel weitestgehend frei. Vorgabe: Maximal drei Minuten lang, keine erkennbaren Gesichter, Datenschutz und Urheberrecht galt es zu beachten.
Die 15 Beiträge deckten ein weites Feld ab. Themen war unter anderem: der Ablauf einer Landtags- oder Klassensprecherwahl, verschiedene Formen von Arbeitslosigkeit, das soziale Punktesystem in China oder wie der Wirtschaftskreislauf funktioniert. Die Jugendlichen erklärten aber auch, was sich hinter dem Kürzel LGBTQ+ verbirgt: So bezeichnet sich, kurz ausgedrückt, die Community der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender. Das Plus, so konnte man es dem Erklärvideo entnehmen, bedeutet, dass auch weitere Formen der Sexualität vorstellbar sind. Weitere Themen waren Fake-News, Medienpolitik, Hausbesetzungen, Rechtspopulismus, politische Mitbestimmung oder das Ende des Zweiten Weltkrieges in Sachsen. Besondere Heiterkeit im Publikum erzeugte ein Beitrag zum Thema „Lügenpresse“, möglicherweise auch, weil die Darsteller sich hinter einer Pferdemaske versteckten.
Die Darstellungsformen waren unterschiedlich. Mal schauspielerten die Schüler, mal wurden Spielzeugfiguren verwendet, beliebt waren auch animierte Papierschnipsel. Die lassen sich zum Ende der Szene immer schön dramatisch vom Tisch wischen. Nach den Vorführungen gab es eine kleine Zaubershow und zur Freude der Jugendlichen eine große Menge an Pizza.
Dann ging es an die Preisverleihung. Die Jury, bestehend aus Dr. Joachim Amm (SLpB), Prof. Dr. Anja Besand (TU Dresden), Andreas Golinsky (Medienpädagoge), Joanna Maria Kesicka (Landesschülerrat Sachsen) und Jenny Neukirch (objektiv e.V.) betonte mehrfach, wie schwer die Auswahl gefallen sei. Einige Filme hätten wohl besser abgeschnitten, konnten aber nicht in die engere Wahl fallen, da die Kriterien nicht eingehalten wurden.
In der Klassenstufe 9/10 erhielt das Stück über die Queer-Community den Erklärbär in Bronze, Silber ging an das Thema Wählen und mit Gold wurde eine Produktion zum Wirtschaftskreislauf ausgezeichnet.
In der Klassenstufe 11/12 wurde mit Bronze ein Erklärstück zum Thema Hausbesetzungen ausgezeichnet, der Silberne Bär ging an die Darstellung verschiedener Marktformen und den Goldenen Bären gab es für das Video zum Thema Medien. Damit war sich die Jury mit dem Publikum einig, denn auch die Anwesenden kürten das Stück mit der Pferdekopfmaske. Benito, Johannes und Sebastian aus der Klassenstufe 11 des Pestalozzi-Gymnasium hatten sich den spektakulären Auftritt eines damaligen LKA-Mitarbeiters in einer ZDF-Sendung zum Anlass genommen, um zu erklären, wann wer gefilmt oder fotografiert werden darf und wer nicht. Dafür haben sie Teile der Handlung mit Pferdemaske an Original-Schauplätzen nachgedreht. Den kurzen Film haben sie komplett allein entwickelt.
Mit den Bären waren auch Preisgelder verbunden. Für Gold gab es 500, für Silber 250 und für Bronze 100 Euro. Die Preisgelder fließen den jeweiligen Klassenkassen der Gewinner zu. Alle sechs Teams sind außerdem eingeladen, an einem eintägigen professionellen Youtube-Workshop teilzunehmen.