Macher von morgen: 22 Jugendliche für Engagement ausgezeichnet

Jugendliche im ländlichen Raum Sachsens sichtbarer zu machen und zu zeigen, wie sie durch Engagement und Ehrenamt ihre Region mitprägen und stärken – das ist das Anliegen des Projekts „Macher von Morgen“. Kooperationspartner sind die Sächsische Landjugend e.V., die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB), die beiden LEADER‐Regionen Klosterbezirk Altzella und Leipziger Muldenland sowie die Partnerschaften für Demokratie in Nordsachsen und in Eilenburg ‐ Bad Düben – Laußig. Im Jugend-Engagement-Wettbewerb wurden 22 Jugendliche aus drei Regionen ausgezeichnet. Organisator Rico Riedel von der Sächsischen Landjugend dazu im Interview.

 

Herr Riedel, Sie haben das Projekt „Macher von morgen“ maßgeblich mit auf den Weg gebracht. Wie ist Idee entstanden?

Rico Riedel: Die Idee ist aus dem Wunsch heraus entstanden, Jugendliche im ländlichen Raum in Sachsen sichtbarer zu machen. Vor allem wollen wir sichtbar machen, was sie Positives beitragen. Denn viele Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen haben Jugendliche entweder nicht auf dem Schirm oder haben eher einen negativen Blick auf sie – nach dem Motto: Jugendliche machen Dinge kaputt und übernehmen keine Verantwortung. Dabei gibt es so viele junge Menschen, die sich in tollen Projekten oder Ehrenämtern engagieren!

Seit 2018 sind Landkreise in Sachsen zur Beteiligung von Jugendlichen verpflichtet, aber wir haben noch großen Nachholbedarf an einer gelebten positiven Beteiligungskultur. Engagement zu würdigen, ist ein Teil davon. Es motiviert diejenigen, die ausgezeichnet werden, weiter zu machen. Und diejenigen, die sich noch nicht engagieren, macht es neugierig darauf, selbst etwas auszuprobieren.

Im Rahmen des Jugend‐Engagement‐Wettbewerbs haben Sie insgesamt 22 junge Menschen in den drei Regionen Klosterbezirk Altzella, Leipziger Muldenland sowie Landkreis Nordsachsen ausgezeichnet. Die Kategorien waren sehr unterschiedlich: unter anderem ging es um das Engagement in den Bereichen Sport, Kunst oder in einer rettenden Organisation, für Natur und Umwelt oder für demokratische Werte. Mitmachen konnten junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, alle Preise waren mit 500 Euro dotiert. Über die Gewinnerinnen und Gewinner wurden nicht von einer Jury benannt, sondern Jugendliche entschieden per Abstimmung. Wie lief das?

Mit über 70 Nominierungen und Bewerbungen zur Teilnahme am Wettbewerb sowie insgesamt über 12.000 jungen Menschen aus den drei Regionen, die abgestimmt haben, haben wir mehr junge Menschen erreicht als wir gedacht hätten! Die große Anzahl der Kandidatinnen und Kandidaten macht auch die große Bandbreite von Jugend-Engagement sichtbar. Die Jugendlichen sind: sportlich, rettend, demokratisch, tanzend, künstlerisch, musikalisch, handwerklich, für Natur und Umwelt, für den Glauben oder im Jugendclub engagiert.

Die Abstimmung ist bei uns ein Beteiligungsinstrument, das nicht nur die Entscheidung darüber, wer gewinnt, in die Hände der Jugendlichen in der Region legt. Sondern auch den positiven Nebeneffekt hat, dass alle, die abstimmen, die Vielfalt an fantastisch engagierten Jugendlichen sehen, die es in der Region gibt! Vorbereitend haben wir etwa sechs Monate lang jede Woche einzelne Engagement-Portraits der jugendlichen Kandidaten und Kandidatinnen auf Instagram und unserer Website gepostet.

Was beeindruckt Sie an den Jugendlichen, die sich engagieren?

Als allererstes begeistert mich die große Zahl an engagierten Jugendlichen im ländlichen Raum in Sachsen und die Vielfalt des Engagements. Aber auch, mit welch großem Spaß und wie viel Motivation sie bei der Sache sind. Und ich war sehr überrascht zu hören, dass über 90 Prozent aller Kandidatinnen und Kandidaten sich gut vorstellen können, nach Ausbildung oder Studium zurück in ihre Region zu kommen – der Hauptgrund ist dabei für alle ihr jeweiliges Engagement. Das hätte ich nicht gedacht. Das heißt also: Wenn man die Bleibe- und Rückkehrbereitschaft der jungen Menschen in der Region stärken will, dann ist die Förderung von Engagement eine sehr gute Möglichkeit dafür!

Welche Themen bewegen und motivieren die Jugendlichen in Sachsen besonders?

Unterschiedliche Jugendliche bewegen unterschiedliche Themen, deshalb ist es immer wieder wichtig, dass Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger mit den jungen Menschen ins Gespräch kommen. Die Jugendphase ist auch davon geprägt, dass sich Interessen schnell ändern können. Was aber alle, die in unseren Wettbewerben mitgemacht haben, verbindet, ist, dass sie Verantwortung übernehmen für das, was ihnen wichtig ist. Von den 70 Teilnehmenden sind etwa 25 demokratisch engagiert, sei es im Jugendparlament oder Jugendvorstand, im Schülerrat, in der Bezirksjugendkammer oder sogar als Vereinsvorsitzende. Und bei den jungen Erwachsenen, die sich teilweise schon 10-15 Jahre engagieren, kann man gut sehen, dass ihr Engagement im Lauf der Jahre zunimmt, dass immer wieder neue Herausforderungen gesucht werden, und immer mehr Verantwortung übernommen wird. Auch das macht mich sehr optimistisch. Wenn wir jetzt die Jugendlichen stärken, die schon heute Verantwortung übernehmen, dann werden wir in Zukunft viele Bürgerinnen und Bürger haben, die ihre Region aktiv und bewusst mitgestalten werden. Außerdem habe ich immer wieder von drei Faktoren gehört, die Jugendliche motivieren: Spaß am Engagement, neue Freunde und Freundinnen zu finden und etwas Sinnvolles zu tun.