Den Auftakt dazu gab am 13. Juli die Kickoff-Veranstaltung "Was.Schule.bewegt. Dialogforum". Zweieinhalb Stunden lang diskutierten am Nachmittag rund 50 Teilnehmende aus Sachsen, aber auch anderen Teilen der Republik, was in künftigen Veranstaltungen eine Rolle spielen sollte. Auch die Leitung der Landeszentrale ist anwesend: Dr. Roland Löffler, Direktor der SLpB, macht den Start. Auch er soll erklären, was ihn in Hinblick auf Schulbildung bewegt. "Mich bewegt am meisten, wie wir die interkulturelle Kompetenz in sächsischen Schulen stärken können", sagt er, wie alle anderen via Zoom hinzugeschaltet. Es gebe immer noch einen Mangel an Ausbildung an interkultureller und interreligiöser Kompetenz, so Löffler. Er fragt: Wie gehen wir mit Vielfalt in Schulen um, natürlich auch mit Vorurteilen? Wie können wir Lehrerinnen und Lehrer und die Schulleitung dazu gewinnen, Blickwechsel zu riskieren und Schulentwicklung voranzutreiben? "Ich möchte mich da auch in den kommenden Jahren mit der SLpB weiter hinbewegen."
Kinder als Teil einer demokratischen Gesellschaft
Auch Volker Schmidt von der Schulstiftung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens will herausbekommen, was Schule bewegt. "Genau, um jene Zukunft des Lernens zu gestalten müssen wir verstehen, was Kinder und Jugendliche, aber auch Lehrkräfte in Zukunft brauchen", sagte er. "Drei Begriffe sind schon gefallen, die uns als Stiftung bewegen", sagte auch Jens Hoffsommer von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Sachsen (DKJS): "Wie können wir junge Menschen so begleiten, dass sie gut für das Morgen gerüstet sind, was brauchen sie dafür heute? Wie kann man Kinder als Teil einer demokratischen Gesellschaft beteiligen? All das bewegt mich heute mehr denn je: In den scharfen Diskursen, die geführt werden, spielt Schule eine große Rolle und ist nicht mehr der Schonraum, war es vielleicht auch nie."
Die Motivation, aus der die an diesem Tag Diskutierenden dabei sind, wird in einer Wortwolke angezeigt, an der sich alle an ihrem digitalen Endgerät beteiligen können. So landen beim gemeinsamen Brainstorming innerhalb weniger Sekunden Begriffe wie Vernetzung, Austausch, Netzwerk oder Inspiration auf den Bildschirmen. Begleitet wird die Auftaktveranstaltung von der Grafikerin Antje Dennewitz, die live zu den Gruppendiskussionen Illustrationen zeichnet.
Im heutigen Ablauf sind zwei Zeitslots eingeplant, innerhalb derer jeweils verschiedene Themen zur Diskussion stehen, die Teilnehmende entweder im Vorfeld oder während der Veranstaltung einbringen konnten. Darunter sind allgemeine Themen wie "Bildungsgerechtigkeit", aber auch konkrete Fragestellungen wie "Politische Bildung in allen Fächern?!" oder "Alles digital? Was braucht’s, um fit für’s 21. Jahrhundert zu sein?"
Lehrplan jederzeit überarbeiten
Besonders schön diesmal: Es sind auch Schülerinnen unter den Teilnehmenden. Sie haben die Frage eingebracht: "Wer bestimmt, was wir lernen?" Die drei Freundinnen wurden von einer Lehrerin angesprochen, ob sie sich nicht am Format der Landeszentrale beteiligen wollen. "Uns hat interessiert: Wie entsteht eigentlich der Lehrplan, und wie kann man ihn verändern?", spricht eine von ihnen für die drei. In ihrer Gruppe landet auch eine, die für die Lehrpläne mitverantwortlich ist. Die Schülerinnen fragen sie: Müsste der Lehrplan nicht jederzeit in Überarbeitung sein, müsste er nicht offen sein für regelmäßige Veränderungen? Die Verantwortliche erklärt, wie lange der Prozess dauert, bis ein verbindlicher Lehrplan entsteht, und warum er nicht so leicht zu ändern ist, weil er ja für viele Lehrende verbindlich bleiben muss. Trotzdem findet sie: "Die Lehrpläne müssten aus meiner Sicht wesentlich entfrachtet werden. Wenn man sich fragt, was ist hängengeblieben, wenn man älter ist, dann stellt man fest: Viele Dinge, die ihr noch pauken müsst, könnte man überarbeiten." Außerdem habe Corona noch mal von Neuem gezeigt, was wichtig ist. "Ich gehe davon aus, dass es demnächst in eine neue Phase der Lehrplanüberarbeitung gehen müsste." Das macht ein wenig Hoffnung.
Die Beteiligung der Schülerinnen zeigt auch, wie viel von Erwachsenen unhinterfragt hingenommen wird, und wie politisch und kritisch junge Leute über Schule nachdenken: Sind Noten noch ein adäquater Bewertungsmaßstab? Fördern sie nicht einen ungesunden Wettbewerb, der beim Lernen nicht nur unnötig, sondern sogar hinderlich sein kann? Wird jungen Leuten zu sehr eingebläut, nur akademische Laufbahnen seien wertvoll, Ausbildungen hingegen nicht? Fragen, die radikaler sind als manche, die bisher in der Reihe besprochen wurden. Die Runde ist sich einig: Schülerinnen und Schüler sind mindestens genauso Fachleute in ihrem Gebiet wie die anwesenden Erwachsenen aus dem Schulkontext. Sie könnten und müssten nur noch viel häufiger gehört werden. Einer der Lehrenden in der Runde ermutigt die drei Schülerinnen, weiter radikal zu bleiben und diese Fragen weiter zu stellen. "Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Es gibt Leute, die hören euch zu, aber damit euch die richtigen Leute an den richtigen Stellen zuhören, müsst ihr ihnen kontinuierlich auf die Füße treten", sagt er. "Man muss unbequem bleiben, sonst merken die das nicht." Schließlich nimmt die Runde auch die Frage mit: Wie kann man Kinder und Jugendliche in die Reihe einbeziehen?
Auftakt zu einer regelmäßigen Reihe
"Was.Schule.bewegt. Dialogforum" war erst der Auftakt: Anfangs unter Pandemiebedingungen entwickelt, soll die Dialogreihe zukünftig Bestand haben. Im kommenden Schuljahr 2021/22 setzt die SLpB die Diskussionsreihe unter dem Titel "Was.Schule.bewegt./Forum" jeden zweiten Donnerstag im Monat fort. Die dann diskutierten Themen ergeben sich aus den Vorschlägen von allen: Schülerinnen und Schülern, Lehrenden, Außerschulischen, Eltern und allen, die dafür brennen, was Schule bewegt.