Crimmitschau: „In diesem Land“ – Das Krisenjahr 1923

Literarischer Kammermusikabend mit Schauspieler Roman Knižka und dem Ensemble OPUS 45 am Dienstag, 8. November 2022, 19.00-21.00 Uhr, im Theater Crimmitschau, Eintritt frei.

1923 war das schwerste Jahr der Weimarer Republik seit ihrer Gründung. Politische Krisen und Umbrüche sowie dramatische Schlagzeilen prägten die Zeit: „Franzosen und Belgier besetzen das Ruhrgebiet.“ „Inflation – der Kurs der Mark fällt immer schneller!“ „Reichswehrtruppen marschieren in Sachsen ein.“ „Adolf Hitler putscht in München.“ Gleichzeitig erlebte die Republik eine Zeit kultureller Blüte: Rainer Maria Rilkes „Duineser Elegien“ erschienen, Bertolt Brecht sorgte für Theaterskandale und der deutsche Stummfilm florierte. In Weimar fand die weltweit erste Bauhaus-Ausstellung statt und im Herbst 1923 nahm der erste öffentliche Rundfunksender seine Arbeit auf.

Der in Bautzen geborene Schauspieler Roman Knižka und das Musik-Ensemble OPUS 45 bieten mit ihrem literarischen Kammermusikabend „In diesem Land …“ – Das Krisenjahr 1923 eine atmosphärisch dichte Zeitreise: Roman Knižka trägt Zitate aus Presseberichten, politischen Reden und literarischen Texten vor, das Ensemble spielt zeitgenössische Werke für Bläserquintett – darunter Stücke von Carl Nielsen, Paul Hindemith, Jacques Ibert, Erwin Schulhoff und Hanns Eisler.

Der Abend stellt uns aber auch vor die Frage: Sind wir genau 100 Jahre später in einer vergleichbar drastischen Dynamik der politischen Krise? Rechtspopulistische Strömungen und Parteien gewinnen an Einfluss - in Deutschland und Ländern wie Italien, Ungarn und Frankreich. Eine Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine, eine spürbare Inflation und eine Energiekrise erschüttern derzeit das Leben der Menschen in Europa und weltweit. Können wir aus dem Scheitern der ersten deutschen Demokratie Erkenntnisse für uns heute ziehen und Wege aus der Krise finden?

Werner Rellecke, Referatsleiter für Publikationen der SLpB, hat inhaltlich zwei aktuelle Veröffentlichungen zur Bedeutung des Jahres 1923 für die deutsche wie auch die sächsische Geschichte begleitet. Er hält fest: „Die Krisenerfahrungen des Jahres 1923 waren im Gedächtnis der Deutschen auf Jahrzehnte fest verankert: so zum Beispiel im alten Bild Frankreichs als Erbfeind der Deutschen, das durch die Ruhrbesetzung 1923 frischen Auftrieb bekommen hatte. Zu nennen ist auch die Angst vor einer Entwertung des Geldes und das Streben nach einer soliden Finanz- und Schuldenpolitik. Wieviel wir aus der Geschichte tatsächlich gelernt haben, bleibt allerdings eine offene Frage. So scheint sich die heutige Streitkultur eher negativ an die Weimarer Zeit anzugleichen. Der Historiker Mark Jones spricht in Bezug auf soziale Medien von ‚digitalen Bierkellern der Gegenwart‘, die man durch die Beschäftigung mit dem Krisenjahr 1923 besser verstehen könne.“

Zeit: Dienstag, 08.11.2022, 19.00-21.00 Uhr

Ort: Theater, Theaterplatz 1, 08451 Crimmitschau

Eintritt frei

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Presse-Kontakt: Silke Nora Kehl, Fon: 0351 85318-51, Mail: silke.kehl@slpb.sachsen.de