Politik ist kompliziert und langweilig? Oder ist sie spannend, weil sie uns betrifft? Wie können wir politische Zusammenhänge besser verstehen und uns aktiv einbringen? Seit 2018 ruft die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren zum Wettbewerb um den Goldenen Erklärbären auf: Sie sind eingeladen, aktuelle politische Themen in Kurzvideos unterhaltsam zu erklären. In zwei Altersklassen – Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis Klasse 10 und ab Klasse 11 – werden jeweils drei Filme prämiert: Die Gewinner der Goldenen, Silbernen und Bronzenen Erklärbären erhalten neben liebevoll gestalteten Bärenfiguren auch Preisgelder in Höhe von 300, 200 und 100 Euro. Zusätzlich stimmt das Publikum am Abend der Preisverleihung über einen Publikumspreis ab, der mit 150 EUR dotiert ist. Um das kooperative Arbeiten zu stärken, werden ausschließlich Gruppenbeiträge prämiert. Mitmachen können Schulklassen, Vereine, Sportteams oder andere Gruppen aus Sachsen.
Insgesamt 36 Beiträge wurden im diesjährigen Wettbewerb eingereicht, die thematische Vielfalt ist groß: Die Jugendlichen setzen sich in ihren Kurzfilmen zum Beispiel mit Inflation, den Frauenrechten im Iran, Konsum, Kirche, Raumfahrt, Verschwörungsnarrativen, der Fußball-WM, erneuerbaren Energien und dem 9-Euro-Ticket auseinander. Auch unterschiedlichste Formate sind dabei: von Schauspielerei bis hin zu Legetechnik und Animation. Zurückgegangen ist der Trend der Trick- bzw. Stopp-Motion-Technik. Einsendungen kamen aus Dresden, Heidenau und Leipzig und dieses Jahr erstmals auch aus Klingenthal und Olbernhau.
Der 1. Platz – und damit der Goldene Erklärbar 2023 – geht in der Kategorie A (Altersstufe bis Klasse 10) an den Film „Pretty Privilege“ von Finja Reißig, Jasmin Reinhold und Anna Ngyen vom Pestalozzi-Gymnasium Dresden. Siegerfilm in der Kategorie B (Altersstufe ab Klasse 11) ist der Kurzfilm „Vorratsdatenspeicherung in der BRD“ von Carl Ebbecke, Ferdinand Schindler und Marwin Tümmler, ebenfalls vom Pestalozzi-Gymnasium Dresden.
Jury-Mitglied Johannes Gersten, Medienpädagoge vom Treibhaus e.V. in Döbeln, sagt über den Siegerfilm „Pretty Privilege“: „Drei Schülerinnen machen sich Gedanken über Soziale Medien und Schönheitsideale. Dabei gehen sie nicht auf die Suche nach Diskriminierung, sondern hinterfragen Privilegien. Körpermaße, Aussehen und aktuelle Schönheitsideale sucht sich niemand aus. Wer allerdings im Social-Media-Main-Stream und im Job Privilegien zugeschrieben bekommt, entscheidet nicht der oder die Einzelne. Unser diesjähriges Gewinnerteam stellt sich diesem herausfordernden Problem und schafft es, verblüffend direkt ein Phänomen klar zu umreißen. Insgesamt liefern Finja Reißig, Jasmin Reinhold und Anna Nguyen einen Film ab, der im Schulalltag und im Internet gezeigt werden kann und auch von allen geschaut werden sollte.“
Sabine Kirst, SLpBReferentin für Medienbildung und Medienkompetenz: „Zum Regelwerk des Wettbewerbs gehört auch, dass Persönlichkeits- und Urheberrechte sowie die Rechte Dritter an Clips, Tönen und Videosequenzen zu beachten sind. Nicht immer wurden diese Regeln eingehalten, daher konnten wir zum Teil sehr gute und absolut preisverdächtige Filme nicht berücksichtigen. Das ist schade, weil so die ganze Bandbreite der Kreativität nicht sichtbar wird. Denn insgesamt sind alles tolle Filme, in die viel Arbeit geflossen ist – das merkt man den Filmen auch an.“
Übersicht über die Preisträgerinnen und Preisträger:
Die Gewinnerinnen und Gewinner der Kategorie A (Filme von Teilnehmenden bis Klasse 10)
Platz 1: „Pretty Privilege“ von Finja Reißig, Jasmin Reinhold, Anna Ngyen, Pestalozzi-Gymnasium Dresden
Platz 2: „Einheitliche Ladekabel in der EU“ von Tizian Frank und Felix Simmich, Pestalozzi-Gymnasium Dresden
Platz 3: „TV-Gespräch mit einem Insider“ von Eric Kowe, Nico Köhler, Johann Behnke und Nikita Ruder, Pestalozzi-Gymnasium Heidenau
Die Gewinnerinnen und Gewinner der Kategorie B (Filme von Teilnehmenden ab Klasse 11)
Platz 1: „Vorratsdatenspeicherung in der BRD“ von Carl Ebbecke, Ferdinand Schindler und Marwin Tümmler, Pestalozzi-Gymnasium Dresden
Platz 2: „Fast Fashion“ von Franz Rehschuh, Jakob Wink, Tom Hartmann und Lukas Bildhäuser, Pestalozzi-Gymnasium Dresden
Platz 3: „Die Sonderrolle der Kirche in Deutschland“ von Nele Reinboth, Leila Beck, Katarina Steinberg und Emily Lohmann, Pestalozzi-Gymnasium Dresden
Die Jury besteht aus vier Mitgliedern. Feste Jury-Mitglieder sind Anne Neuber, Referentin für Schule und digitale Demokratie bei Aktion Zivilcourage e.V., und der Medienpädagoge Johannes Gersten vom Verein Treibhaus in Döbeln. In diesem Jahr sind als Jurymitglieder von der SLpB Sabine Kirst, Referentin für Medienbildung und Medienkompetenz, und Laura Vogel, die ihr FSJ bei der Landeszentrale macht, dabei.
Über den Publikumspreis wird während der Preisverleihung abgestimmt.
Link zur Preisverleihung am Freitag, 10.2.23 ab 17 Uhr und weitere Informationen hier.
Weiteres Statement der Jury:
Juror Johannes Gersten, Treibhaus e.V. Döbeln, über den mit dem Silbernen Bären prämierten Kurzfilm in der Kategorie B, „Fast Fashion“: „Schlau verknüpfte Szenenübergänge, eine durchweg gelungene Symbolik und eine klare Dramaturgie mit rotem Faden machen den Film Fast Fashion zum verdienten Gewinner des zweiten Platzes. Franz Rehschuh, Jakob Wink, Tom Hartmann und Lukas Bildhäuser zeigen uns, dass das Thema Fashion uns alle angehen sollte. Und zwar nicht nur, weil wir alle Kleidung tragen müssen, sondern weil die Modeindustrie ein globales Problem darstellt. Wer von uns weiß denn wirklich, wo das eigene Shirt herkommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt worden ist? Wer dazu recherchieren will, kann beim Anschauen des Kurzfilms einen QR-Code scannen und sich auf einer extra bereit gestellten Website informieren. Damit gewinnt heute auch ein Crossmedia-Filmprojekt den Silbernen Erklärbären.“
Zur Berichterstattung laden wir herzlich ein.
Bitte beachten Sie die Sperrfrist bis Freitag, 10.02.2023, 19 Uhr!
Inhaltliche Ansprechpartnerin: Sabine Kirst, Referentin für Medienbildung und Medienkompetenz, E-Mail: sabine.kirst@slpb.sachsen.de, Telefon: 0351 85318-20.