„Alles wieder gut?“: Gemeinsame Tagung von SLpB und HAMMER WEG e.V. zu Restorative Justice, Täter-Opfer-Ausgleich und Wiedergutmachung in Sachsens Justiz

Pressemitteilung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und HAMMER WEG e.V.: „Alles wieder gut?“ Tagung der Landeszentrale (SLpB) und des Vereins Hammer Weg zu „Restorative Justice, Täter-Opfer-Ausgleich und Wiedergutmachung in Sachsens Justiz“, Freitag/Samstag, 2./3. Juni 2023 in St. Afra in Meißen. Mit der sächsischen Staatsministerin Katja Meier (SMJusDEG) und Fachleuten aus Justiz, Wissenschaft und Praxis. Angemeldet sind über 80 Teilnehmende.

Menschen, die Opfer einer Straftat werden, erfahren Gewalt und Unrecht. Wie erleben sie die juristische Aufarbeitung und die Bestrafung des Täters oder der Täterin? Wird damit das Erlittene wieder ausgeglichen? „Ich bin überzeugt davon, dass mit der Strafe allein nicht genug getan ist“, sagt Hermann Jaekel, Vorstandsvorsitzender von HAMMER WEG e.V. Der Verein und die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) laden am 02./03.06.23 zur Tagung über das Konzept der „Restorative Justice“ – übersetzt: „wiederherstellende Gerechtigkeit“ – nach Meißen ein.

Dieser Ansatz umfasst drei Elemente: Restorative Justice macht erstens sichtbar, welche emotionalen und sozialen Auswirkungen die Tat hatte. Zweitens treffen Täter und Geschädigte freiwillig aufeinander und suchen drittens nach Wegen zur Wiedergutmachung. In Deutschland ist seit Jahrzehnten der „Täter-Opfer-Ausgleich“ rechtlich verankert.

„Zahlreiche Erfahrungen aus der Praxis zeigen: Den Opfern von Straftaten hilft eine geschützte Konfrontation mit dem Täter dabei, Traumata zu verarbeiten“, berichtet Hermann Jaekel. Ansonsten blieben Geschädigte mit den Folgen der Tat oft allein. „Begegnungen von Opfern und Tätern haben für beide Seiten viel tiefgreifendere Folgen als eine Strafe sie haben kann.“

Anja Hentschel, Systemische Therapeutin und Mediatorin in Strafsachen bei der AWO Chemnitz, begleitet den Täter-Opfer-Ausgleich im Jugendstrafrecht. „Die Täter und Täterinnen sind zwischen 14 und 21, hier zählen mit Gewalt ausgetragene Konflikte, bis hin zu schwerer Körperverletzung, zu den häufigsten Delikten“, so Hentschel. Seit einigen Jahren werde Gewalt auch in den Sozialen Medien ausgeübt: in Form von Mobbing, Beleidigungen oder massiven Drohungen.

„Bei einer persönlichen Begegnung kommt es da häufig zu einer aufrichtigen Entschuldigung, die auch für den Täter oder die Täterin wichtig ist“, erklärt die Mediatorin. Im Falle körperlicher Gewalt in Verbindung mit Raub erlebe sie immer wieder, dass Geschädigte offene Fragen haben – etwa: „Lag es an mir?“ – und eine Klärung brauchen. Ihnen helfe die Aussprache mit dem Täter dabei, sich von diesen Selbstvorwürfen zu befreien. „Denn oft erklären die Täter, dass ihre Gewalt schlicht jeden oder jede hätte treffen können“, sagt Hentschel.

„In Sachsens Justiz wurde in den vergangenen Jahrzehnten viel zu wenig auf Restorative Justice und Täter-Opfer-Ausgleich gesetzt“, meint Hermann Jaekel. „Erst in letzter Zeit arbeitet das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung dieses Thema in Zusammenwirken mit der Wissenschaft auf“. Beteiligt sind unter anderen das Zentrum für kriminologische Forschung Sachsen e.V. (ZKFS) und das Team um die Kriminologin Prof. Dr. Elisa Marie Hoven von der Universität Leipzig).

Zum Thema:

www.justiz.sachsen.de/smj/vollzug-modern-und-menschlich-5800.html

www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1036098

 

Über das Für und Wider der Restorative Justice diskutieren über 80 Teilnehmende auf der Tagung im Meißner Klosterhof St. Afra: Expertinnen und Experten aus Justiz und Strafvollzug, Wissenschaft und Politik, Ehrenamtliche und Betroffene. Das genaue Programm und den Ablauf entnehmen Sie bitte dem Flyer anbei.

Die sächsische Staatsministerin der Justiz, Katja Meier (SMJusDEG), hält am Vormittag des 03.06.23 ein Grußwort und wird sich zeitweise an der Tagung beteiligen.

Die Staatsministerin und weitere Beteiligte stehen am Samstag für Interviews zur Verfügung und geben Einblicke in Theorie und Praxis.

Zur Berichterstattung laden wir herzlich ein und bitten Sie bei Interesse an Interviews vorab um eine kurze Nachricht an silke.kehl@slpb.sachen.de

 

Zeit: Freitag und Samstag, 02./03.06.2023,

Ort: Klosterhof St. Afra: Freiheit 16, 01662 Meißen

Hinweis zur Anfahrt mit dem Auto: Falls Sie ein Navigationssystem nutzen, geben Sie bitte „Freiheit 1“ als Adresse ein. Das Einfahrtstor befindet sich dann direkt gegenüber.

 

Presse-Kontakt:

Silke Nora Kehl, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB), Telefon: 0351 85318-51, E-Mail: silke.kehl@slpb.sachsen.de

Inhaltliche Ansprechpartner:

Hermann Jaekel, Vorstandsvorsitzender von HAMMER WEG e. V., Mobil: 01577 296 38 24,

E- Mail: hermann-jaekel@hammerweg.eu

Friedemann Brause, Referent für Innenpolitik und Zivilgesellschaftliches Engagement der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB), Telefon: 0351 85318-56,

E-Mail: friedemann.brause@slpb.sachsen.de

 

Weitere Informationen:

HAMMER WEG e. V. zur Förderung von Strafgefangenen und Haftentlassenen engagiert sich seit 2001 für eine gelungene Wiedereingliederung von Inhaftierten. www.hammerweg.eu

Informationen zur Tagung und zu weiteren Angeboten der SLpB finden Sie hier.

Hier geht es zum Blog der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.