Die Republik wird ausgerufen
Die Reichstagsparteien hatten nach dem Willen des Kaisers und der Obersten Heeresleitung vom 20. September 1918 eine neue Regierung einzusetzen und die schwierige Aufgabe, eine Verfassungsreform durchzuführen. Der erste Schritt dazu war die Wahl Prinz Max von Badens zum Reichskanzler, der als liberaler Monarchist bekannt war. Schon Ende Oktober legte er die von seinem Kabinett ausgearbeitete Verfassung zur Abstimmung im Reichstag vor. Diese sollte den neuen Realitäten Rechnung tragen: Den Friedensschluss mit den Westalliierten ermöglichen, die Stellung der Monarchie entscheiden schwächen und eine konstitutionelle Monarchie nach dem Vorbild Englands einführen.
Ende Oktober und Anfang November überschlugen sich die Ereignisse. Durch den Streik der Heizer in Wilhelmshaven (die so ein Auslaufen der U-Boot-Flotte verhinderten) begann eine Streikwelle, die das gesamte Kaiserreich binnen weniger Tage erfasste. Als sich immer mehr Arbeiter und Soldaten solidarisierten und Räte gründeten, war die Losung "Fort mit dem Kaiser" das Wort der Stunde. Die Hohenzollern, die in der Öffentlichkeit für das Weltkriegsdebakel verantwortlich gemacht wurden, hatten das Vertrauen der breiten Bevölkerung verloren. Eigenmächtig verkündete Max von Baden am 9. November 1918 die Abdankung des Kaisers - wohl auch zu dessen eigenem Erstaunen.
Noch am selben Tag wurde die Republik ausgerufen und der Weg freigemacht für die Waffenstillstandsverhandlungen mit den Westalliierten. Am 11. November unterzeichnete Erzberger im Wald von Compiègne die Kapitulation, welche zur sofortigen Entwaffnung Deutschlands führte und auch den Gewaltfrieden von Brest-Litowsk aufhob. Damit waren die Kriegshandlungen beendet, doch innerhalb Deutschlands kam es zu immer neuen anarchistischen Bewegungen. In den Wirren wurde die neue Republik Anfang 1919 formal in Weimar auf neue Beine gestellt. Die erste Demokratie sollte nur gut 15 Jahren Bestand haben.