Dresden (epd). Der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen, Roland Löffler, hofft auf deutlich mehr politische Debatten an Sachsens Schulen. "Schulen sind wieder ein politischer Ort, jetzt ist die große Chance zum Umdenken", sagte Löffler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Ende der 90er Jahre seien die Schulen im Freistaat entpolitisiert worden. Nun sei wichtig, dass Schulleiter und Lehrer ohne Hemmungen politische Themen angehen, Debatten organisieren und auch sich selbst weiterbilden, betonte Löffler.
Die Landeszentrale legt dazu in diesem Jahr das Programm "Schule im Dialog" auf. Es berät Pädagogen und will Kompetenz vermitteln, damit Lehrer auf Konflikte reagieren und politische Diskussionen im kommunalen Umfeld organisieren können.
Zur Debatte um Pflichtbesuche von KZ-Gedenkstätten für jeden Schüler sagte Löffler: "Die Erinnerung an den Holocaust ist eine Verpflichtung für alle Deutschen, auch der jüngeren Generation." Doch für das Gedenken gebe es unterschiedliche Wege. "Eine Fahrt zur grundsätzliche Pflichtveranstaltung zu erklären, finde ich schwierig", sagte Löffler. Das erhöhe die Lernmotivation meist nicht.
"Wenn allerdings eine Schule entscheidet, eine Gedenkstättenfahrt zu unternehmen, dann muss sie sehr gut vorbereitet werden und für alle Schüler verbindlich sein", fügte er hinzu. Abmeldungen der Eltern aus politischen oder religiösen Gründen hält Löffler für nicht akzeptabel. Gedenkstätten seien außerschulische Lernorte und Schulbesuche dorthin seien Teil des Unterrichts.
"Wenn Gedenkstättenfahrten zum politischen Zankapfel werden, haben wir ein erhebliches Problem für unseren Geschichtsunterricht und unsere Erinnerungskultur", sagte Löffler weiter. Das gelte "für Deutsche wie für Migranten". Denn in einer Einwanderungsgesellschaft sei es "notwendig, Zuwanderer mit unserer Geschichte vertraut zu machen und zu verdeutlichen, dass die deutsche Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus und auch die Erinnerung an die zweite deutsche Diktatur nicht verhandelbar ist", betonte der Landeszentralendirektor.
Grundsätzlich will Löffler die sächsische Landeszentrale "zu einer Relais-Station" für die politische Bildung entwickeln. "Wir nehmen Impulse aus der Gesellschaft auf und senden sie zurück. Wir sind Knotenpunkt eines großen Netzwerkes politischer Bildung in Sachsen und wollen verstärkt Multiplikatoren fortbilden für ihre Arbeit", sagte er. Besonderes Engagement gelte dabei auch einer demokratischen Gesprächskultur.
Das Gespräch wurde von epd am 19. März 2018 veröffentlicht.