Vielfalt in Sachsen sichtbar machen!

Haben Sie schon von der Eritreisch-Orthodoxen Tewahedo Gemeinde oder der islamischen Ahmadiyya-Gemeinschaft gehört? In der Wanderausstellung „Sichtbare Vielfalt. Religionen in Sachsen” können Sie diese und sechs weitere Religionsgemeinschaften in Sachsen kennenlernen. Bis zum 3. Oktober 2024 ist die Ausstellung im Bildungsgut Schmochtitz in Bautzen zu sehen, danach wandert sie weiter nach Leipzig, Chemnitz und an unterschiedliche Orte in ganz Sachsen. Hier teilen wir Eindrücke von der Ausstellung und der feierlichen Eröffnung im Dresdner Rathaus.

Acht Gemeinden im Porträt

Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sie sieht die vielen Besucher und Besucherinnen, die interessiert die Ausführungen zum geöffneten Toraschrein lesen. Dr. Ruth Röcher, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz ist bei der Ausstellungseröffnung in Dresden dabei. Sie freut sich, direkt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Mit ihrem Gesicht, ihrem Statement und ihrer Stimme präsentiert Ruth Röcher hier in der Ausstellung ihre Gemeinde. 

Zu den insgesamt acht Porträtierten gehören auch der Imam Umer Malik aus Zwickau und Huong Thanh An aus Bad Gottleuba-Berggießhübel. Sie stehen stellvertretend für die Ahmadiyya Gemeinschaft und die Vietnamesisch-Buddhistische Gemeinde und sind ebenfalls bei der Eröffnung im Dresdner Rathaus dabei.

Im Raum und digital

Begegnung und Gespräch, Dialog und Gemeinschaft – diese Themen spielten nicht nur am Abend der Eröffnung eine zentrale Rolle – sie sind auch Kern und Grundgedanke der Ausstellung und des weitreichenden digitalen Ergänzungsangebots, in dem unter anderem Videos-Interviews mit den acht Porträtierten gezeigt werden. In diesem Zusammenspiel werden Informationslücken geschlossen und die bislang wenig beachtete Vielfalt sächsischer Religionsgemeinschaften wird im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar gemacht.

Direkt in der Ausstellung gelangen die Besucher zu den digitalen Angeboten, über QR-Codes an jedem Aufsteller gelangen Interessierte zu den drei Bereichen „Begegnen”, „Erkennen” und „Teilen”. Wer es aus zeitlichen oder anderen Gründen nicht in die analoge Ausstellung schafft, findet alle Inhalte auch digital hier.

Selfie-Station lädt zum Teilen ein

Wer will, hat außerdem die Möglichkeit, über Social Media weitere Diskussionspartner einzuladen: Dazu dient die Selfie-Station, vor der man sich als Teil der religiösen Vielfalt ablichten kann. Zwischen den Konturen aller Protagonisten und Protagonistinnen der Ausstellung entstehen dort Erinnerungen an den Besuch. Wer außerdem zentrale Figuren religiöser Gemeinschaften Sachsens mit nach Hause nehmen will, kann sich an den Postkarten bedienen.

Es werde Licht! Eindrücke von der Eröffnung in Dresden

Als Geste der Eröffnung zerschnitt Verena Böll kein Band – schließlich sollte hier der interreligiöse Zusammenhalt im Zentrum stehen –, sondern ließ alle acht Stelen mit den Porträts im selben Moment hell von innen beleuchten. „Das Licht hat Symbolcharakter“, so Verena Böll, „es ist in allen vertretenen Religionen Träger positiver Erzählungen: In heiligen Schriften und religiösem Ritus spielen Begriff wie Erleuchtung, Licht des Lebens oder Lichtfest eine zentrale Rolle.“

Für die musikalische Untermalung sorgte die Gruppe „Coexist“ – nach eigener Beschreibung ein „Ensemble aus professionellen Musikerinnen und Musikern, die nicht nur durch ihre Leidenschaft für Musik, sondern auch durch ihre vielfältigen religiösen Hintergründe vereint sind”.

Spontane Geste bewegte das Publikum

Für Begeisterung sorgte der buddhistische Mönch Thich Quang Thuc aus Bad Gottleuba-Berggießhübel, der sich mit einer spontanen Gesangseinlage einbrachte. In seinem Lied ging es, wie Herr Hoang Thanh An in einer schnellen Übersetzung bestätigte, um friedliches Zusammenleben.

Insgesamt zeigt die Ausstellung „Sichtbare Vielfalt – Religionen in Sachsen“, wie wichtig der Dialog zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen und der säkularen Gesellschaft ist. Sie stellt eine Plattform dar, auf der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Überzeugungen miteinander ins Gespräch kommen und voneinander lernen können.

Die Ausstellung macht deutlich, dass Vielfalt und Offenheit wichtige Bausteine für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben sind. Sie lädt alle Besucherinnen und Besucher ein, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und ihren eigenen Horizont zu erweitern.

Die Autorinnen Marianthi Grohmann & Anne Katrin Johanna Kurz waren als studentische Hilfskräfte an der Erstellung der Ausstellung beteiligt. Sie haben an der Universität Leipzig unter anderem Indologie und Religionswissenschaft studiert. Ihre Recherchen, Interviews, Ihre Texte und Fachexpertise sind in die Ausstellung eingeflossen. Hier geht es zur digitalen Ausstellung.