Wenn man eine beliebige Person in Deutschland fragte, wie sie sich einen Durchschnittsgamer oder eine Durchschnittsgamerin vorstellt, so bekäme man sicherlich das geistige Bild einer jungen Person gezeichnet. Dass Gaming aber vor allem und mittlerweile mehr und mehr auch ältere Personen anspricht, zeigt die Generation der 'Silver Surfer'. So werden liebevoll Internet-Nutzer ab einem Lebensjahr von etwa 50 Jahren genannt.

Tatsächlich gehören mittlerweile rund 9,5 Millionen der 43 Millionen Gamerinnen und Gamer in Deutschland zur Gruppe der Silver Surfer. Dabei haben Videospiele bei den Silver Surfern zweierlei Funktion: Unterhaltung und Therapie.

Unterhaltungswert

Der Unterhaltungswert der Videospiele für Silver Surfer ist recht naheliegend, denn diese Funktion haben Videospiele ja auch für die jüngeren Generationen. Dennoch erscheint dies auf den ersten Blick überraschend, da viele Videospiele Fähigkeiten wie Reaktionsschnelligkeit oder schnelle Fingerfertigkeit benötigen, was im Alter oftmals schwerer fällt. Deshalb sind bei den Silver Surfern besonders digitale Umsetzungen von analogen Spielklassikern beliebt, wie z.B. Skat, Puzzle oder Kreuzworträtsel. Nichtsdestominder spielen viele ältere Menschen auch herkömmliche Videospiele (teilweise sogar in Anlehnung an Youtube Let's Plays - z.B. auf dem Kanal SeniorenZocken) und treten sogar als Teams bei E-Sport Turnieren auf. So fand 2019 in Jönköping, Schweden beim DreamHack-Turnier der erste E-Sport Weltcup für Senioren statt. Teilgenommen haben Teams mit kreativen Namen wie Silver Snipers oder Grey Gunners. Im Besonderen können Videospiele hier dazu beitragen, älteren Menschen als Türöffner zur Digitalwelt zu dienen, aus der sie sich oft ausgeschlossen oder in der sie sich oft fremd fühlen. Letztlich bieten interaktive Spiele auch ein großes Potential für einen Austausch zwischen den verschiedenen Generationen.

Health-Games

Neben dem Unterhaltungswert gewinnen Videospiele für Silver Surfer auch immer mehr an Bedeutung im Bereich der therapeutischen Health-Games. So beinhalten Videospiele ein großes Potential, Alterskrankheiten wie Demenz oder Alzheimer vorzubeugen oder sogar aktiv zu bekämpfen. Mit einfachen Spielen können Silver Surfer Gleichgewicht, Feinmotorik oder Koordination üben - wichtige Fähigkeiten, die im Alter abnehmen und teilweise wenig trainiert werden. Mehrere Studien zeigen, dass Videospiele zu einem Volumenzuwachs in bestimmten Bereichen des Gehirns führen - v.a. im Hippocampus, der z.B. zentral für räumliche Navigation ist. Mit dem richtigen Training lassen sich das Gedächtnis im Allgemeinen und der Hippocampus im Besonderen bis ins hohe Alter trainieren - und das genutzte Gehirn ist gewissen Alterserscheinungen gegenüber weitaus resilienter. Obwohl der Markt für eigens für Senioren entwickelte Konsolen und Spiele (z.B. in Deutschland die memoreBox von RetroBrain) noch sehr jung und klein ist, so lassen sich in ersten Nachweisen sog. positive Versorgungseffekte feststellen: Motorik, Ausdauer, Koordinationsfähigkeit, geistige Leistungsfähigkeit, Gang- und Standfähigkeit der spielenden Silver Surfer verbessert sich signifikant. Klar ist natürlich, dass eine Konsole keine Therapie oder Pflegepersonal ersetzt. Vielmehr kann sie als sinnvolle Ergänzung zu Therapieangeboten und als Ausgleich von Behandlungslücken gesehen werden.

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