Parteiname und Abkürzung | BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen (Grüne) |
Gründungsort und -datum | Zwickau, 27.09.1991 (hervorgegangen aus dem unabhängigen sächsischen Landesverband der Grünen; im Landtag bereits seit Oktober 1990 mit dem Namen Listenvereinigung Forum (Neues Forum-Bündnis-Grüne) vertreten) |
Kontaktdaten Landesverband | BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen |
Die aus Teilen der Bürgerrechtsbewegung hervorgegangenen sächsischen Grünen erreichten zwar 1990 als Listenverbindung „Neues Forum – Bündnis – Grüne (FORUM)“ den Einzug in den Landtag (noch bevor die Landespartei im Jahr 1991 offiziell gegründet wurde), waren dann aber in der zweiten und dritten Wahlperiode dort nicht mehr vertreten und mussten auch bei den Wahlen von 2004 bis 2014 stets erneut um ihren Parlamentseinzug bangen, der aber mit Ergebnissen zwischen 5,1 und 6,4 Prozent dreimal in Folge knapp erreicht wurde. Seit Mitte der 1990er Jahre bis 2005 war die Partei insbesondere durch Karl-Heinz Gerstenberg mitgeprägt worden, der zwischen 1994 und Januar 2005 durchgängig der männliche Landesvorstandssprecher war. Dieses Amt teilen sich bei Bündnis 90/Die Grünen satzungsgemäß seit 1991 je ein weibliches und ein männliches Mitglied, wobei der weibliche Part zwischen 2001 und Anfang 2005 in zwei der jeweils zweijährigen parteilichen Wahlperioden unbesetzt blieb. Seit 2022 hingegen fungiert als Doppelspitze im Landesparteivorsitz mit Christin Furtenbacher (seit 2020) und der hinzugewählten Marie Müser (als Nachfolgerin für Norman Volger) erstmals ein rein weibliches Führungsduo.
1990 | 1994 | 1999 | 2004 | 2009 | 2014 | 2019 | 2024 | |
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Ergebnis Landtagswahl (%) | 5,6 (Forum) | 4,1 | 2,6 | 5,1 | 5,6 | 5,7 | 8,6 | 5,0/7,0 (Umfragen im Juni 2024) |
Sitze im Landtag (Fraktion) Direktmandate | 10 (von 160) 0/80 | 6 (von 124) 0/60 | 9 (von 132) 0/60 | 8 (von 126) 0/60 | 12 (von 119) 3/60 | |||
Regierungsbeteiligung (Ministerien) | Koalition m. CDU und SPD 2 | |||||||
Parteimitglieder | 1.056 | 1.052 | 907 | 1.117 | 1.373 | 2.664 | 3.707 (Ende 2023) |
Strukturdaten, Organe, Gremien, Untergliederungen | Organe des Landesverbandes sind die Landesversammlung, der Parteirat, der Landesvorstand, die Kreiskassiererinnenkonferenz, die Rechnungsprüfungskommission und das Landesschiedsgericht. Als oberstes Gremium besteht die Landesversammlung aus 120 Mitgliedern und übernimmt faktisch die Funktion eines Landesparteitags. Jeder Kreisverband entsendet drei Delegierte, die GRÜNE JUGEND Sachsen entsendet zwei Delegierte. Auf die Kreisverbände werden zusätzlich 79 Delegierte verteilt. Der Landesvorstand führt die laufenden Geschäfte und besteht aus zwei Landesvorsitzenden, dem/der Schatzmeisterin und bis zu drei weiteren Mitgliedern. Der Landesvorstand muss mindestens zur Hälfte aus weiblichen Personen bestehen, wobei von den beiden Landesvorsitzenden mindestens eine Person weiblich sein muss. Der Parteirat ist das höchste Entscheidungsgremium zwischen den Landesversammlungen und besteht aus 16 Mitgliedern. Ihm gehören die beiden Landesvorsitzenden sowie 14 von der Landesversammlung zu wählende Personen an. Der Landesverband verfügt derzeit über 22 Landesarbeitsgemeinschaften (LAGs) zu folgenden Themenfeldern: Bildung; Christinnen & Christen; Demografischer Wandel; Demokratie & Recht; Digitales & Medien; Energie & Klima; Europa & Internationales; Geschlechterpolitik; Gewerkschaftsgrün; Haushalt & Finanzen; Hochschule; Kultur; Ländliche Räume; Migration, Integration, Antidiskriminierung; Mobilität & Verkehr; Ökologie & Landwirtschaft; Planen Bauen Wohnen; Sorbisches Leben; Soziales; Sport; Tierschutz; Wirtschaft. Die GRÜNE JUGEND ist eine unabhängige Gliederung des Landesverbandes. Der Landesverband ermöglicht zudem die Beteiligung Freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Freier Gruppen. |
Gesamteinnahmen 2022 (2017) Gesamtausgaben 2022 (2017) (Landesverband einschließlich Untergliederungseinheiten) | € 1.889.035 (€ 871.471) € 1.618.055 (€ 807.034) |
Landesvorsitzende Geschäftsführerinnen | Christin Furtenbacher, Marie Müser Elke Siebert |
Landesvorsitzende (bis 2020: Landessprecher) seit 1991 | Gunda Röstel (1991–1994) und Heiko Weigel (1991–1994) Gerda Viczenz (1994–1996) und Karl-Heinz Gerstenberg (1994–2005) Kornelia Müller (1996–1999) Anne-Katrin (Pino) Olbrich (1999–2001) (keine Sprecherin 2001–2005) Eva Jähnigen (2005–2010) und Claus Krüger (2005–2007) Rudolf Haas (2007–2009) Claudia Maicher (2010–2014) und Volkmar Zschocke (2010–2014) Christin Bahnert (2014–2016) und Jürgen Kasek (2014–2018) Christin Melcher (2016–2020) und Norman Volger (2018–2022) Christin Furtenbacher (seit 2020) und Marie Müser (seit 2022) |
Anzahl Kreisverbände (2024) | 13 Kreisverbände, die ihrerseits zumeist in Orts-, Stadt- und Regionalverbände untergliedert sind |
Anzahl Orts-, Stadt- und Regionalverbände (2024) | ca. 45 |
parteinahe Stiftung Name, Kontaktdaten | Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. (seit 1992) Kraftwerk Mitte 32/Trafohalle 01067 Dresden Tel.: (0351) 850-75100 Internet: www.weiterdenken.de |
Vorstand | Frauke Wetzel, Petra Schickert, Julia Schulze Wessel |
Namensgeber | Heinrich Böll (1917–1985) war ein linksintellektueller deutscher Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger (1972). In „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1974) setzte er sich kritisch mit dem Axel Springer Verlag auseinander. Zu Bölls bekanntesten Werken zählen außerdem „Ansichten eines Clowns“ (1963) und „Ende einer Dienstfahrt“ (1966). |
Landtagsfraktion Kontaktdaten | Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Tel.: (0351) 493-4800 Internet: www.gruene-fraktion-sachsen.de |
Fraktionsvorsitzende seit 1990 | Martin Böttger (1990–1992) Michael Weber (1992–1993) Klaus Gaber (1993–1994) Antje Hermenau (2004–2014) Volkmar Zschocke (2014–2018) Wolfram Günther (2018–2020) Franziska Schubert (seit 2020) |
Parlamentsarbeit (nach Wahlperioden) | 1. WP 1990 | 2. WP 1994 | 3. WP 1999 | 4. WP 2004 | 5. WP 2009 | 6. WP 2014 | 7. WP 2019 (Stand 16.05.2024) |
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parlamentarische Anträge (einschl. Änderungs-, Dringlichkeits- und Entschließungsanträgen) | 442 | 486 | 480 | 426 | 146 | ||
eingebrachte Gesetzentwürfe (+ via Staatsregierung) | 32 | 24 | 26 | 29 | 37 (Anteil von 85) | ||
(von Gesamtzahl Gesetzentwürfe in WP) | (277) | (211) | (180) | (210) | (176) | ||
Große Anfragen | 19 | 20 | 14 | 17 | 0 | ||
Kleine Anfragen | 258 | 1.750 | 2.926 | 3.119 | 122 | ||
Anzahl aktueller Bundestagsabgeordneter | Bündnis 90/Die Grünen Sachsen stellen 4 der 39 sächsischen Abgeordneten im 20. Deutschen Bundestag (Legislaturperiode 2021–2025). | ||||||
Anzahl aktueller Europaabgeordneter (Name) | Bündnis 90/Die Grünen Sachsen stellen eine von sechs sächsischen Abgeordneten im 10. Europäischen Parlament (Legislaturperiode 2024–2029): Anna Cavazzini. |
Bei der Landtagswahl 2019 gelang den Grünen mit 8,6 Prozent der Zweitstimmen und 12 Sitzen im Landtag ihr bislang bestes Ergebnis in Sachsen. Dieses wurde auch von einer zwischenzeitlichen – aber seit 2022 offensichtlich wieder deutlich rückläufigen – Sympathiewelle für die Bundes-Grünen mitbegünstigt. Insgeheim hatte die Partei in Sachsen sogar auf ein noch besseres Abschneiden gehofft, da ihr vor der Wahl ein Ergebnis zwischen 12 und 14 Prozent vorhergesagt worden war. Auf Landesebene zeigte sich aber für die Grünen derselbe „demoskopische Effekt“ wie häufig auch bei anderen Wahlen, einschließlich dann auch bei der Bundestagswahl 2021: Sie schneiden im tatsächlichen Ergebnis fast immer weniger gut ab als ihre vorherigen Umfragewerte es vermuten lassen.
Allerdings reichte das Ergebnis 2019 zur erstmaligen Beteiligung an der sächsischen Regierung in einer „Kenia-Koalition“ mit der CDU und der SPD. Das Verhältnis der Grünen speziell zur CDU gestaltet sich zwar nicht selten schwierig, aber einesteils hatten sich die Grünen und die CDU auch in anderen Bundesländern bereits auf gemeinsame Koalitionen eingelassen (so seit 2017 in Schleswig-Holstein und seit 2016 in Baden-Württemberg sogar unter grüner Führung), anderenteils ließ das sächsische Wahlergebnis ohnehin nur eine „Kenia-Koalition“ zu, solange sowohl die AfD als auch DIE LINKE von der Regierung ferngehalten werden sollten.
In der Regierung bekleiden die Grünen seit 2019 zwei Ministerämter: Wolfram Günther wurde Minister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft und zugleich erster stellvertretender Ministerpräsident. Katja Meier übernahm das sächsische Justizministerium, welchem neu und zusätzlich die Bereiche Demokratie, Europa und Gleichstellung zugeordnet wurden. Nach der Regierungsbildung verzichteten sowohl Meier als auch Günther auf die Ausübung ihrer Landtagsmandate, um so grünen Nachrückern Platz zu machen. In der Regierung verweisen die Grünen unter anderem auf den Erfolg, das 2023 in Kraft getretene Transparenzgesetz maßgeblich befördert zu haben.
Auch auf der Parteiebene waren die Grünen erfolgreich: Der Mitgliederbestand, der seit Mitte der 1990er Jahre bis 2017 bereits von rund 1.000 auf knapp 1.600 angewachsen war, hat sich bis 2023 auf 3.707 nochmals mehr als verdoppelt. Allerdings fehlt es den Grünen bis heute an einer breiten Mitgliederbasis vor allem in den ländlichen Räumen Sachsens, wo der Ökologiegedanke nur relativ schwach verwurzelt ist und wo der Partei – vor allem angesichts einiger Entscheidungen der seit 2021 von den Grünen mitgetragenen Bundesregierung – mancherorts große Abneigung entgegenschlägt. Insofern findet sich das Kernklientel der Grünen weiterhin vor allem in den eher alternativen und studentisch geprägten Großstadtteilmilieus Leipzigs und Dresdens.
Zudem scheint in jüngster Zeit die Aufwärtsentwicklung der Grünen vorerst gestoppt zu sein: Nach Umfragen im Frühjahr 2024 kommt die Partei hinsichtlich der Landtagswahl auf Werte von nur noch um sechs Prozent. Womöglich ist der grüne Landesverband besonders anfällig für Trendentwicklungen seiner Bundespartei. Gleichwohl gibt sich das von den Grünen für die Landtagswahl 2024 gebildete Spitzenkandidaten-Trio mit Ministerin Katja Meier, Minister Wolfram Günther und Franziska Schubert (Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag) optimistisch, auch nach der Wahl weiterhin Teil der Staatsregierung zu sein.
In ihrem Programm zur Landtagswahl 2024 sprechen sich die Grünen für einen umfassenden Ausbau der erneuerbaren Energien aus. Der Kohleausstieg solle deutlich vor 2038 erfolgen. Neben den Forderungen im Bereich Nachhaltigkeit und Ökologie, die sich neben dem Klimaschutz und der Energiewende auch auf eine nachhaltige und soziale Landwirtschaft, auf den Tierschutz und auf eine Verkehrswende mit der Stärkung von Bahn, Bus, Rad und Fußverkehr erstrecken, enthält das Programm weitere Forderungen etwa zur Stärkung von Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftlichem Zusammenhalt sowie für ein zukunftsfähiges Wirtschaften. Weitere Forderungen in anderen Politikfeldern, etwa für den Kinderschutz, für bezahlbares Wohnen, zur Armutsbekämpfung und für die Gleichstellung aller Geschlechter runden das Programm ab.
Die auf dieser Seite zusammengestellten Informationen sind der folgenden Publikation entnommen:
Wahlen und Parteien in Sachsen
herausgegeben von der Sächsische Landeszentrale für politische Bildung
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