Seit Anfang der 1980er Jahre bildeten sich in ganz Europa, so auch in kleinerem Umfang in der DDR, neue soziale Bewegungen. Die Themen dieser informellen Gruppierungen waren ähnlich wie die der sozialen Bewegungen im Westblock und umfassten Dekonolialisierung, Umweltschutz und Abrüstung. Aber auch spezielle Forderungen nach Bürgerrechten gemäß der Schlussakte von Helsinki, Pluralismus und Menschenrechte wurden thematisiert.
Der Aktionsradius dieser informellen Gruppen in der DDR war sehr eingeschränkt. Zwar plädierte die DDR-Führung nach außen für eine Friedenspolitik und bemühte sich, die westeuropäische Friedensbewegung für ihre Politik zu instrumentalisieren, gleichzeitig begegnete sie Kritikern des Militarismus oder des Wehrkundeunterrichts innerhalb der DDR unverändert mit Repressionen. Das Emblem der Friedensbewegung, "Schwerter zu Pflugscharen", wurde 1981 verboten. Laut eines Berichts des Ministeriums für Staatssicherheit gab es im Jahr 1989 ca. 160 oppositionelle Gruppen mit etwa 2.500 Mitgliedern, im Vergleich zu Polen oder der Tschechoslowakei eine marginale Größe.
Langsame Vernetzung oppositioneller Gruppierungen
Geprägt wurden die oppositionellen Gruppen durch Positionen von Intellektuellen wie Robert Havemann, Wolf Biermann und Rudolf Bahro. Kristallisationsorte waren Ostberlin und die Bezirksstädte der DDR. In den 1980er Jahren kam es durch Zeitschriften oder etwa die Ostberliner "Umweltbibliothek" zur langsamen Vernetzung von oppositionellen Gruppierungen. Auch westdeutsche Medien spielten eine wichtige Rolle in der Sichtbarmachung dieser Gruppen und ihrer Positionen in der öffentlichen Wahrnehmung.
Dialog mit der Staatsmacht vordringlichstes Ziel
Ab September 1989 gründeten sich auf Basis der oftmals losen Gruppen demokratische Vereinigungen, wie das Neue Forum (NF), welches sich eher als Bürgerrechtsbewegung verstand und dessen Gründungsaufruf von mehr als 200.000 Personen unterschrieben wurde. Daneben entstanden neue Parteien, wie Sozialdemokratische Partei der DDR (SDP) bzw. der Demokratische Aufbruch (DA). Aufgrund der negativen Erfahrungen mit dem autoritären Sozialismus waren Basisdemokratie und niedrige Hierarchien ein zentraler Bestandteil all dieser Vereinigungen. Neben der zentralen Forderung nach freien Wahlen bestand das vordringlichste Ziel im Dialog mit der Staatsmacht. Auch als die SED-Führung bereits gestürzt war, scheuten sich die Bürgerrechtsgruppen, die Machtfrage zu stellen.
Nach dem Ende der SED-Diktatur und dem Mauerfall manövrierten sich große Teile der Bürgerrechtsbewegung, die große Verdienste an der friedlichen Revolution hatten, ins Abseits. Ihr Festhalten an einer Reformierung der DDR entsprach nicht (mehr) dem Willen der Demonstranten und der Bevölkerungsmehrheit. Vor allem durch die Zusammenarbeit mit der letzten SED-Regierung vergaben sie viele Sympathien. Bei den ersten freien Wahlen im März 1990 votierten die Wählerinnen und Wähler deutlich gegen die Parteien und Bündnisse der Bürgerrechtsbewegungen.