Manipulationstechniken mit langer Geschichte

Im 20. Jahrhundert erforschten und erprobten staatliche und nichtstaatliche Akteure Techniken der Beeinflussung – oft auch skrupellos und gewaltvoll. Heutige Desinformationsakteure und Propagandisten greifen nicht nur auf die Methoden des KGB oder der Nationalsozialisten zurück, sondern nutzen auch Erkenntnisse aus der Werbe- und Marketingforschung.

Jahrzehnte der psychologischen Forschung haben gezeigt, wie man Menschen relativ zuverlässig zu bestimmten Fehlurteilen bringen kann. Bekannt ist beispielsweise der Wahrheitsillusionseffekt: Eine Information erscheint umso wahrer, je öfter man sie hört.

Die digitalen Technologien haben diese Strategien der Einflussnahme nicht grundlegend verändert, aber der digitale Informationsraum bietet neue Techniken und Mittel: In sozialen Medien können mit Fake-Profilen und automatisierten Bots Mehrheiten vorgetäuscht werden. Bilder, Tonaufnahmen oder Videos wirken durch digitale Bearbeitung und Künstliche Intelligenz täuschend echt oder transportieren Propagandabotschaften auf sehr kostengünstige Weise.

Manipulation ist keine Einbahnstraße

Menschen sind keine Maschinen, die man nach Belieben programmieren kann. Denn die gleiche Botschaft wird sehr unterschiedlich verarbeitet und eine Aussage nicht zwangsläufig übernommen. Doch für Manipulationsversuche gibt es potenzielle Einfallstore im menschlichen Denken und Urteilen, die unabhängig von Intelligenz bestehen.

Um sich gegen Manipulationsversuche zu schützen, sollte man die Techniken und die menschlichen Schwachstellen kennen, die anfällig für irreführende Erzählungen machen. Zudem hilft es zu wissen, wie auf seriöse Weise Erkenntnisse gewonnen werden, woran man verlässliche Quellen erkennen und wie man selber Fakten überprüfen kann.

Schiefe Bilder der Realität sind sehr alltäglich und entstehen oft ohne Absicht. Menschen übersehen Dinge, haben Wissenslücken, erinnern sich unvollständig oder wählen in ihren Erzählungen aus. Eine gewisse Verzerrung hat fast jede Erzählung.

Man kann sich jedoch um Aufmerksamkeit, exaktes Erinnern, Abbau von Vorurteilen und um mehr Wissen bemühen. In Gesprächen kann um die richtigen Worte gerungen werden, um das auszudrücken, was man sagen will. Und in Wissenschaft und Journalismus besteht ein bedeutender Teil der Arbeit darin, die passenden Worte zu finden und alles so zu beschreiben, dass das Gegenüber möglichst genau das versteht, was man meint.

So schwer es mitunter auch scheint: Wahrhaftige und zutreffende Beschreibungen der Dinge einander zu geben, ist sowohl ein Ideal der Verständigung untereinander wie auch die Voraussetzung für demokratische Diskurse an sich.


Mit verschiedenen sprachlichen Mitteln kann ein schiefes Bild der Wirklichkeit gezeichnet werden, selbst wenn dabei korrekte Fakten genutzt werden. Mit solchen Mitteln wird versucht, eine bestimmte Deutung, ein Gefühl oder eine Sichtweise zu wecken und nachhaltig zu setzen.

Durch eine bildhafte Sprache, bestimmte Signalwörter oder gezielt eingesetzte Vergleiche und Verknüpfungen können beim Leser oder Zuhörer gewünschte Emotionen oder Gedanken ausgelöst werden. Eine Geschichte wird also in einen bestimmten Rahmen gesetzt, daher der Begriff Framing.

Viel diskutiert wurde zum Beispiel über den Gebrauch des Wortes „Flüchtlingsflut“: Das Wort „Flüchtling“ kann als verniedlichend und zugleich abwertend empfunden werden, während „Geflüchtete“ semantisch treffender erscheint. Zudem weckt das Wort „Flut“ Assoziationen mit einer unkontrollierbaren Naturkatastrophe. Dies birgt die Gefahr, dass das Schicksal einzelner Menschen, die aufgrund von Notlagen ihre Heimat verlassen mussten, aus dem Blick gerät.

Man kann eine Geschichte so erzählen, dass sie zu einem bestimmten Gesamtbild führen. Jene, an die eine solche Erzählung gerichtet ist, sollen dann eine konkrete Schlussfolgerung ziehen und entsprechend ihr Verhalten oder ihre Meinung anpassen.

Beispielsweise können unpassende Teile einer Geschichte so weggelassen werden, dass nicht nur ein unvollständiges, sondern auch ein einseitig falsches Bild entsteht. Mit diesem Mittel können Personen dämonisiert oder heroisiert, und eine Sache zu etwas absolut Schlechtem oder Grandiosem stilisiert werden.

Klassisch in desinformierenden und propagandistischen Inhalten ist auch der Einsatz von falschen Wenn-Dann- oder Entweder-Oder-Konstruktionen. Das soll Menschen dazu bringen, ausschließlich über die vorgegebenen Wege nachdenken und andere Möglichkeiten aus den Blick verlieren. Nicht selten werden damit emotionale Inhalte oder angstmachende Szenarien verknüpft, nach dem Schema: Entweder es passiert das, oder es droht Untergang.

Häufig ist auch, dass Einzelfälle verallgemeinert werden. Ein Beispiel ist die rassistische und falsche Behauptung, dass Menschen mit Migrationshintergrund kriminell seien, wofür als Beweis die Straftat eines einzelnen Menschen herangezogen wird. Das Heranziehen eines Einzelfalls als Beleg für etwas Allgemeines nennt man anekdotische Evidenz.

Es braucht nicht viel Zeit oder Können, eine falsche Geschichte in die Welt zu setzen. Diese zu wiederlegen ist hingegen oft aufwendig und die Wirklichkeit kann wesentlich weniger spektakulär sein. Insbesondere Aussagen über komplizierte Zusammenhänge zu prüfen, wie etwa über Ursachen und Folgen von Ereignissen, braucht viel Hintergrundwissen und sorgfältige Abwägung von Aspekten.

Falsches zu erzählen ist nicht verboten. Man darf behaupten, die Erde sei eine Scheibe – auch wenn das wissenschaftlicher Unsinn ist. Wird jedoch ein Grundrecht einer Person verletzt, dann wird die Falschbehauptung strafbar. Jemandem beispielsweise einen Diebstahl nachzusagen, den er oder sie nicht begangen hat, ist Verleumdung.

Wer das Ziel verfolgt, eine Person zu diskreditieren oder als Feindbild aufzubauen, der streut immer wieder üble Darstellungen dieser Person – und weiß mitunter auch, wie gerade noch so im legalen Rahmen gesprochen wird. Die sogenannte Methode des „stinkenden Fischs“ ist eine alt und hat sich als sehr wirksam bewährt. Die konkrete Behauptung muss dabei nicht geglaubt werden. Denn je häufiger eine Person mit Schmutz beworfen wird, desto eher bleibt in der Wahrnehmung der Person etwas Negatives haften.

Frei erfundene Behauptungen können leicht auffallen, wenn sie allzu weit von der Wirklichkeit entfernt sind. Daher ist es eine häufige Methode, die Lüge mit einem wahren Teil zu verbinden. Die Halbwahrheit fällt so weniger auf.

Für die Literaturwissenschaftlerin Nicola Gess ist die Halbwahrheit daher die gefährlichere Form von Desinformation. „Halbwahrheiten desorientieren den menschlichen Wirklichkeitssinn“, schreibt sie über diese Technik, denn Fiktion und Realität verschwimmen dadurch.

Wenn man beim Lügen erwischt wird, reagiert man in der Regel beschämt. Doch weltweit haben Populisten und Autokraten sich von dieser Bindung an Tatsachen gelöst und argumentieren schamlos mit „alternativen Fakten“. Aussagen werden von ihnen weniger nach wahr und falsch unterschieden, sondern danach, ob sie für ein politisches Ziel nützlich sind.


Das gezielte Einweben wahrer Informationen zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit kann auch im Rahmen einer ganzen Website oder eines Mediums eingesetzt werden. Der staatliche russische Propagandasender RT DE bediente sich dieser Technik.Der Anschein eines seriösen Nachrichtenmediums wurde durch einen gewichtigen Anteil an wahrheitsgetreuer Berichterstattung erweckt. Damit wurde über Jahre hinweg das Vertrauen von Leserinnen und Zuschauer gewonnen. Der Sender sollte für Menschen in Deutschland lediglich wie eine russische Perspektive wirken.

Doch tatsächlich war und ist RT (früher Russia Today) eine Waffe im globalen Krieg und Mittel der Informationskriegsführung, wie es Chefredakteurin Margarita Simonjan bereits 2012 gegenüber der russischen Zeitung Komersant beschrieb. Information und Desinformation wird dabei strategisch und psychologisch eingesetzt, um das politische Ziel zu erreichen, die deutsche Gesellschaft zu spalten, Vertrauen in Institutionen zu schwächen und geopolitische Ziele Russlands zu verwirklichen.

Dabei wird trotz Sperren in der EU weiter gesendet und in den Artikeln und Sendungen, die selbst oft halb wahr und halb falsch sind, die ganze Bandbreite an Manipulationstechniken eingesetzt: etwa durch Einseitigkeit, Rosinenpickerei, Schwarz-Weiß-Konstruktionen oder Übertreibungen.

Eine Strategie der Desinformationsakteure besteht darin, den Realitätssinn der Gesellschaft zu verwirren und die Menschen glauben zu machen, dass die Wahrheit nicht existiert oder im Dickicht des Informationschaos einfach nicht mehr auffindbar ist. 

Als Reaktion ziehen sich Menschen aus dem öffentlichen Diskurs zurück, insbesondere wenn die Diskussionen aufgeheizt und erregt sind. Durch die Erzeugung von Chaos kann im nächsten Schritt eine starke Figur als Lösung inszeniert werden, die wieder Ordnung und Wahrheit bringt - daher wird diese Strategie vor allem von Autokraten genutzt.

Deshalb ist es den so agierenden Antidemokraten auch wichtig, gleichzeitig jene Systeme zu diskreditieren, die mit seriösen und nachvollziehbaren Methoden gesicherte Erkenntnisse erarbeiten: Journalismus, Wissenschaft, Rechtsprechung und Strafverfolgung. Es sind diese gesellschaftlichen Systeme, die autoritären und populistischen Kräften die Realität entgegensetzen. Lügen und Desinformation zu entlarven, funktioniert aber weniger gut, wenn immer mehr Menschen glauben, von denen belogen zu werden, die mit seriösen Methoden Erkenntnisse erarbeiten.

Das Ziel: Demokratische Gesellschaft zersetzen

Die verschiedenen Manipulationsmittel und Desinformationstechniken können miteinander kombiniert und über einen längeren Zeitraum strategisch eingesetzt werden, um eine demokratische Gesellschaft in ihren Grundfesten anzugreifen und zu zersetzen.

In Deutschland sind hier vor allem rechtsextremistische Kräfte aktiv, die sich gegen gleiche Grundrechte für alle Menschen, gegen Gewaltenteilung und gegen eine vielfältige und freie Gesellschaft wenden. Ihr Ziel ist die Schwächung und Beseitigung demokratischer Institutionen und die Verwirklichung einer homogenen Gesellschaft unter autoritärer Führung.

Zum anderen führt Russland seit mindestens zehn Jahren einen hybriden Informationskrieg gegen demokratische Staaten. Wie Russland dabei vorgeht, ist durch zahlreiche öffentliche oder durchgesickerte Dokumente und offizielle Verlautbarungen aus Russland sowie durch jahrelange Analysen von JournalistInnen und WissenschaftlerInnen belegt.

Mit den Mitteln der Manipulation und Desinformation sollen einerseits konkrete Ideologien und politische Vorstellungen verbreitet werden. Eine andere Strategie besteht darin, die für demokratische Gesellschaften notwendige gemeinsame Faktenbasis anzugreifen und damit den Glauben an die Auffindbarkeit und Erfahrbarkeit von Wirklichkeit und Wahrheit zu erschüttern.

Keine Demokratie ohne gemeinsames Wissen und ohne Vertrauen

Wenn Unklarheit darüber herrscht, was ist, verstrickt sich eine demokratische Gesellschaft in Streitigkeiten darüber und ermüdet in der gemeinsamen Auseinandersetzung. Eine Verständigung darüber, was zu tun ist und welche politischen Entscheidungen zu treffen sind, wird dann schwierig bis unmöglich. Die demokratische Gesellschaft würde somit handlungsunfähig.

Eine demokratische Gesellschaft funktioniert auch nicht ohne ein Grundvertrauen in ihre zentralen Institutionen: unabhängige Gerichte, gewählte Parlamente, eine kontrollierte Exekutive, journalistische Medien, freie Wissenschaft und zivilgesellschaftliche Organisationen. Deren Glaubwürdigkeit anzugreifen, Zweifel und Misstrauen zu säen, ist daher ein wesentliches Ziel antidemokratischer Kräfte.

Ein zentrales Ziel ist es, die Glaubwürdigkeit journalistischer Medien zu untergraben, die durch aufwendige und transparente Recherchen der Gesellschaft Wissen zugänglich machen und auch antidemokratische Strömungen kritisch hinterfragen. Menschen sollen sich von den etablierten Medien abwenden und sich ideologischen Plattformen zuwenden, die nicht an journalistische Standards wie den Pressekodex gebunden sind. Die jahrelange Verwendung des Begriffs „Lügenpresse“, der früher auf neonazistische Kreise beschränkt war, ist dabei ein wesentliches Mittel. Diese Strategie trägt nicht nur zu wachsendem Hass und vermehrten Angriffen auf Journalistinnen und Journalisten bei, sondern schürt auch gesellschaftliche Konflikte. Die bewusste Polarisierung und Entfremdung gesellschaftlicher Gruppen sowie die Verwirrung über eine gemeinsame Wissensbasis erschweren einen konstruktiven Dialog. So entsteht ein Klima von Zwietracht, Hass und Chaos, das den Ruf nach autoritären Lösungen verstärken und die Demokratie nachhaltig schwächen kann.

Übersicht manipulativer Techniken

Es gibt eine große Anzahl von rhetorischen und argumentativen Mitteln , mit denen Manche die Wahrnehmungen, Meinungen und Ansichten von Einzelnen oder ganzen Gesellschaften zu beeinflussen versuchen. Hier eine Auswahl der am häufigsten anzutreffenden Techniken:

ManipulationstechnikBeschreibung

Absicht und Ziel

Rosinenpickerei

Es werden nur Informationen herausgesucht und genutzt, die zu einem gewünschten Bild passen.

Damit wird eine scheinbar schlüssige Geschichte erzählt, die jedoch bei vollständigen Informationen nicht mehr aufgehen würde.

Schwarz/Weiß

Dinge werden einseitig und absolut als gut / schlecht oder als gut / böse dargestellt.Damit kann man sich selbst als besser, unfehlbar oder als Rettung inszenieren, während andere Lösungen als nicht gangbar oder Personen als Feind markiert werden sollen. Kompromisse und Gemeinsamkeiten werden damit verneint.
SündenböckeJemandem wird einseitig die Schuld an einem Problem zugewiesen, die eigentlichen Ursachen dabei ausgeblendet.Dadurch, dass sie für reale Probleme verantwortlich gemacht werden, soll Wut und Abneigung gegen bestimmte Personen oder ganze Gruppen geschürt werden.
VerallgemeinerungVon einzelnen Dingen/Personen wird fälschlicherweise auf alle geschlossen.Das Einzelne soll dabei ein Beweis für eine Aussage sein und die falsche Verallgemeinerung damit wahrer wirken.

Falscher Kontext

Eine wahre Begebenheit wird in einen anderen Kontext gesetzt, womit jedoch die ganze Geschichte falsch wird.Der wahre Teil der Aussage soll die Glaubwürdigkeit der Geschichte erhöhen. Inhaltlich kann die falsche Kontextualisierung für verschiedene Zwecke eingesetzt werden.

Ad-Hominem

Statt dem Argument zu begegnen, wird die Person angegriffen, die das Argument vorbrachte.Damit soll vom sachlichen Argument ablenkt werden oder das Argument dadurch geschwächt werden, dass die Person, die es vorbrachte, schlecht gemacht wird.
FeindbildEin Kontrahent wird nicht als Konfliktpartner sondern als unversöhnlicher Widerpart und Feind dargestellt.Jede Kompromiss oder Konsensfindung mit einer als Feind markierten Person oder Gruppe soll unterbunden werden. Als angeblich absolut unversöhnlichen Widerpart soll dieser ausgeschaltet oder beseitigt werden. Durch die Feindschaft soll die eigene Gruppe in ihrem Zusammenhalt gestärkt werden.
Vereinfachungen

Komplexe Zusammenhänge werden viel zu einfach dargestellt und damit im Wesen falsch.

Einfache Botschaften sind schnell und einfach zu verbreiten.

Falsche Kausalität

Ein Zusammenhang, z.B. eine zufällige Gleichzeitigkeit oder eine unbeabsichtigte Nebenfolge wird als kausal dargestellt, obwohl es keine Ursache-Wirkungs-Beziehung gibt.Die so entstehende Geschichte passt in ein bestimmtes Ziel, etwa um ein Feindbild aufzubauen oder eine Person als Sündenbock zu benennen.
WiederholungEine Aussage oder eine Geschichte wird (in verschiedenen Varianten) immer und immer wieder erzählt.Durch ständige Wiederholung soll eine Aussage sich in den Köpfen festsetzen und wahrer erscheinen.
ApokalypseEine angeblich drohende Katastrophe wird vorhergesagt, etwa der Untergang einer Kultur oder eines Landes.Die vermeintliche Katastrophe soll Angst machen und die Zustimmung zu drastischen Maßnahmen gewinnen. Eine bestimmte Handlung oder Person kann man damit als einzige Rettung darstellen.

Ablenkung und Whataboutism

Es werden Themen ins Feld geführt, die für einen diskutierten Sachverhalt nicht relevant sind.Mit dem anderen Thema soll abgelenkt werden, statt auf die Argumente und die Sachverhalte einzugehen. Damit können auch vorgebrachte Argumente in ihrer Bedeutung abgeschwächt werden.

Üble Nachrede bzw. Verleumdung

Der Ruf einer Person soll mit Gerüchten ruiniert werden – zum Teil strafbar.

Hierbei will man das Vertrauen in eine Person schwächen, deren Glaubwürdigkeit senken, Sympathisanten entfremden und Gegner aktivieren. Das Ziel ist letztlich sozialer Ausschluss.

StrohmannFalsch dargestellte Argumente oder Positionen eines Gegners werden angegriffen oder widerlegt.Ein Kontrahent oder Gegner wird schlechter dargestellt; die eigene Position oder das Argument soll damit gestärkt werden.
EmotionalisierungSachverhalte werden sprachlich oder durch Bilder emotional aufgeladen.Mit Angst, Hoffnung oder Ekel können Menschen in ihrem Denken und Verhalten leichter beeinflusst werden. Starke Emotionen lenken von sachlichen Abwägungen ab.

Über-/Untertreibung

Sachverhalte werden kleiner oder größer dargestellt als sie sind.Indem Ereignisse oder Zustände größer gemacht werden, sollen stärkere Reaktionen hervorgerufen werden. Indem diese kleiner gemacht werden, soll ihnen die Beachtung entzogen werden.
HalbwahrheitEin fiktiver oder spekulativer Teil wird mit einer wahren und bekannten Information verbunden.Der wahre und bekannte Anteil erscheint im Gehirn als vertraut und ruft Zustimmung hervor. Eine falsche Aussage soll durch den wahren Anteil glaubwürdig werden.
AlternativlosigkeitEin Zusammenhang wird als zwingendes Wenn-Dann beschrieben; oder eine Entscheidung wird als alternativloses Entweder-Oder dargestellt.Solche Sätze sollen von anderen möglichen Zusammenhängen, Folgen oder Entscheidungsmöglichkeiten ablenken.
Gish-GaloppIn einer Diskussion werden viele Argumente, Fakten und Themen in einer sehr schnellen Abfolge vorgebracht.

Ein Mitdiskutant kann auf diese Fülle in dieser Geschwindigkeit kaum antworten. Die einzelnen Argumente können auf diese Weise auch nicht diskutiert oder widerlegt werden.

PseudoexpertenAngebliche Experten ohne ausgewiesene Fachkenntnis werden angeführt.Mit falschen Titeln oder mit echten Titeln jedoch im falschen Fachgebiet soll die Person an Glaubwürdigkeit gewinnen und die Aussage damit als korrekt erscheinen.
GaslightningDie Wirklichkeit wird vehement geleugnet und die Wahrnehmung anderer abgesprochen.Durch die Vehemenz soll die Version glaubwürdiger werden, während das Gegenüber an der eigenen Erinnerungs- oder Wahrnehmungsfähigkeit zweifelt.
FramingEin Ereignis oder eine Begebenheit wird mit Sprachbildern oder Vergleichen in einen bestimmten Kontext gestellt.Durch den mitgelieferten Rahmen, sollen bestimmte Gedanken, Gefühle, Deutungen und Bewertungen wachgerufen werden.

 

Quellen und Weiterführendes:

Über diverse Techniken der Manipulation und Propaganda:

Nicola Gess (2022): Halbwahrheiten. Zur Manipulation von Wirklichkeit

Über RT und Russlands Informationskrieg

ZEIT Artikel vom 7. Juni 2024: So wollte der Kreml-Sender RT die deutschen Debatten beeinflussen

Artikel der BpB zu Informationskrieg Russlands

Daniel Lange (2021): INSIDE RT: Putins Medienarmee in Deutschland

Über das Problem mit dem Begriff „Flüchtling“

Artikel der BpB: Begriff und Figur des Flüchtlings in historischer Perspektive